Als »denkbar subtilste Interpretation der geheimsten lyrischen Stimmung« (Max Reger 1900) sind Regers Lieder auf Innerlichkeit ausgerichtet. Zur Inspirationsquelle wurden ihm Texte seiner Zeitgenossen, fast ausnahmslos Vertretern der Jahrhundertwende. Gedichte etwa von Otto Julius Bierbaum, Anna Ritter, Gustav Falke oder Martin Boelitz boten ihm in ihrer Sensitivität und Subtilität ideale Vorlagen für eine Musik, die hochchromatisch, auf jedem Taktteil modulierend und strukturell ungebunden auf jede nervös-unrastige Stimmungsregung reagieren konnte. Dem Pluralismus der Zeit entsprechend sind diese Texte nicht nur einer literarischen Strömung zuzuordnen, sondern zeigen impressionistische, expressionistische sowie naturalistische Elemente und erscheinen allenfalls durch die Absage an die Erlebnisund Bekenntnislyrik der Väter vereint. In Max Regers Vertonungen, so schrieb Stefan Zweig in seinen Erinnerungen eines Europäers (1941), höre er die eigenen, von ihm selbst »längst vergessenen und verworfenen Verse durch die brüderliche Kunst eines Meisters hinübertragen durch die Zeit«. Hat Reger den Texten seiner Zeitgenossen tatsächlich zur bleibenden Erinnerung verholfen?
Die mit Musikwissenschaftlern, Germanisten, Informatikern, einem Neurologen sowie Interpreten besetzte Tagung verbindet historiografische mit aktuellen Fragestellungen. Indem sie sich entstehungsgeschichtlichen, ästhetischen und kompositionstechnischen, editorischen und informationstechnischen sowie interpretatorischen Aspekten widmet, setzt sie sich erstmals umfassend mit Regers Liedschaffen auseinander.
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